Klavier lernen

Wenn man was lernt, soll man das auch anwenden.

Vor allem: Was man selber lehrt, sollte man auf jeden Fall anwenden!  Sonst wäre man ja unglaubwürdig und würde sich noch dazu ins eigene Fleisch schneiden!

Also startete ich das Experiment.
Schon sehr lange mache ich genau das, was Duncan Lorien in seinen Seminaren lehrt und ich meinen Schülern weitergebe. Und das, obwohl ich am Konservatorium was ganz anders gelernt habe.

Duncan Loriens Musikseminar mit dem Titel „Musik Lesen und Spielen“ ist programmatisch.

Dort lernt man Folgendes (auf das Minimum reduziert):

Wie übt man richtig?

  1. Man liest das Musikstück.
  2. Man spielt das Stück ohne Ton.
  3. Man spielt das Stück mit Ton.

So habe ich mich entschlossen, dieses Programm anhand eines bestimmten umfangreicheren Werks durchzuführen:

Die sechs Französischen Suiten von J.S.Bach

Das Programm war, dieses Werk nach obigem Prinzip zu üben. Wenn du Erfahrung mit Üben hast, weißt du, dass dies eine ziemliche Herausforderung ist. Aber ich habe immer beobachtet, dass die Punkte 1 und 2 genau die Punkte waren, an denen man scheiterte.

Hier kannst du dir diese wunderbare Musik anhören, wenn du magst:

Französische Suiten von J. S. Bach

Ich folgte dabei minutiös diesen obigen 3 Punkten.

Das Experiment

Das Experiment bestand darin, jeden Tag eine Suite zu üben. Das sind ca. 10 bis 12 Seiten Noten pro Tag.

Das Ziel war nicht Perfektion, sondern Genauigkeit und Entspanntheit. Es ging mir auch nicht darum, die Stücke schnell zu spielen, sondern nur richtig, und das Takt für Takt.

Ich wollte auch diese Stücke aus Bachs „Clavierbüchlein vor Anna Magdalena Bachin Anno 1722“ näher kennenlernen. Diese Stücke hatten übrigens im Klavierunterricht der Schüler von Bach und auch in der Hausmusik der Bach-Familie sehr große Bedeutung.

Parallel dazu hörte ich mir auch diese Stücke von verschiedenen Pianisten an.

Es gab ein paar weitere Regeln, die ich aus den Duncan-Seminaren gelernt habe:

  1. Wenn es kompliziert ist, finde die Einfachheit dahinter.
  2. Wenn du dich verspielst, spiele es langsamer oder gehe zurück zum Lesen dieser entsprechenden Takte (also Punkt 1 der obigen 3 Punkte).
  3. Unterteile das Stück in kleine Übungseinheiten (z.B. 1-2 Takte).
  4. Wenn du auf Wörter oder Symbole stößt, die du nicht verstehst, schau im Wörterbuch nach.
  5. Singe auch mit, um den Charakter des Stücks besser zu erfassen.

Alle diese Dinge haben auch tatsächlich beim Lernen des Stücks sehr geholfen. Es flutschte dann so richtig!

Alles in allem war es eine sehr schöne Erfahrung.

Was habe ich daraus gelernt?

  1. Diese Methode funktioniert. Es war wieder eine neue Bestätigung! Wenn ich den Impuls verspürte, gleich vom Blatt zu spielen, stoppte ich mich nicht. Doch wenn ich merkte, dass ich Fehler machte, habe ich wieder bei Schritt 1 begonnen: „Man liest das Stück.“ Und dann lief es wieder leichter!
  2. Ich konnte meine Fähigkeit, Noten vom Blatt zu lesen, um ein Vielfaches steigern.
  3. Ich bekam ein größeres Verständnis dieser Musik.
  4. Meine Finger lernten Tag für Tag schneller die Suite des Tages.
  5. Ein bestimmtes Übungsschema ist ein guter Leitfaden, der einem hilft, nicht abzuschweifen und sich auf das Ziel zu konzentrieren.
  6. Mein Selbstwertgefühl als Musiker ist gestiegen.
  7. Ich konnte sagen, welche Stücke mir gefielen und warum.
  8. Meine Genauigkeit beim Spiel ist enorm gestiegen.
  9. Ich lernte auch, beim Spielen die Kommunikation zu differenzieren.
  10. Ich habe dann am nächsten Sonntag in der Kirche an der Orgel ein Stück gespielt, das ich bislang als zu schwer betrachtete. Ein weiterer Erfolg, der mich sehr freute!

Wie kam ich dazu?

Es war ein ganz spontaner Entschluss, dieses Experiment durchzuführen. Nach meinem einwöchigen Urlaub im Waldviertel, wo ich auch ein Seminar mit dem Titel „Bach kann jeder“ hielt, setzte ich mir dieses Projekt in den Kopf und setzte es um. Es braucht manchmal einen Impuls – wo auch immer er kommt -, um auf ein neues Niveau zu gelangen.

Ich habe noch andere Pläne nach den Französischen Suiten.

Mein neues Projekt:

Die 15 zweistimmigen Inventionen von J. S. Bach, auch sehr für leicht Fortgeschrittene zu empfehlen:

Zweistimmige Inventionen von J. S. Bach

Jetzt will ich sie auch vorspielreif spielen.

Dieses einwöchige Projekt war wieder ein guter Start, weil es einfach und überschaubar und für mich auch leicht machbar war.

Jetzt aber hätte ich eine Frage an DICH:

Was für Projekte folgst du derzeit so in der Musik und was für Erfolge hast du dabei erzielt?

Lass mich wissen.

Ich bin gespannt.

Das Musik-Verstehen-Seminar mit Duncan Lorien

Wenn du noch mehr über effektive Übungsmethoden wissen willst und dein musiktheoretisches Wissen vertiefen willst, lade ich dich zum Musik-Verstehen-Seminar mit Duncan Lorien ein.

Hier lernst du die Hintergründe der Musik, die physikalischen Grundlagen der Musik, die fundamentalsten Übereinstimmungen der Musik (Tonleitern und Akkorde). Du erfährst, wie du jedes westliche Musikinstrument in nur 10 Minuten Üben pro Tag erlernen kannst. Außerdem wirst du hier auf dem Klavier und auf der Gitarre improvisieren und Lieder begleiten lernen!

Schau auf diese Seite und melde dich an:

https://www.musikverstehen.net/improvisieren-und-begleiten/

Liebe Grüße

Gerd